Was ist Einsamkeit?

Einsamkeit ist ein individuelles Empfinden, das entsteht, wenn die bestehenden sozialen Kontakte nicht den eigenen Erwartungen und Bedürfnissen entsprechen. So kann sie sich für manche Menschen als das Fehlen enger, emotionaler Bindungen äußern, während andere sich einsam fühlen, weil sie seltener mit anderen in Kontakt stehen, als sie es sich wünschen würden.

Was ist Einsamkeit?

Definition von Einsamkeit

Prof. Dr. Luhmann, eine der führenden Expert*innen auf dem Gebiet der Einsamkeitsforschung in Deutschland, beschreibt Einsamkeit – in Anlehnung an Peplau und Perlman (1982) – als eine empfundene Diskrepanz zwischen den gewünschten und den tatsächlich vorhandenen sozialen Beziehungen. Entscheidend dabei ist nicht die Anzahl der Kontakte, sondern vor allem deren Qualität (Hawkley et al., 2008).

Einsamkeit ist ein subjektives Erleben, das von den Betroffenen oft als schmerzhaft empfunden wird. Im alltäglichen Sprachgebrauch wird Einsamkeit gelegentlich mit dem Alleinsein (engl. solitude) gleichgesetzt – etwa wenn man bewusst die Einsamkeit in der Natur sucht. Solches Alleinsein wird jedoch meist positiv erlebt, während Einsamkeit im wissenschaftlichen Sinn immer als negativ gilt.

Problematisch wird es dann, wenn sich das Gefühl der Einsamkeit verfestigt und zu einem dauerhaften seelischen Belastungszustand führt. Chronische Einsamkeit kann nicht nur unglücklich machen, sondern steht auch in Zusammenhang mit zahlreichen körperlichen und psychischen Erkrankungen.

Unterschied Alleinsein vs. Einsamkeit

Seit der Veröffentlichung der Strategie der Bundesregierung gegen Einsamkeit wird in den Medien vermehrt über Einsamkeit berichtet. Doch häufig kommt die Differenzierung zwischen Alleinsein und Einsamkeit viel zu kurz. Das führt dazu, dass Menschen, die gerne alleine sind, indirekt unterstellt wird, dass sie einsam sind.

Alleinsein ist ein objektiver Zustand: Du bist alleine, wenn kein anderer Mensch (oder auch ein Tier) physisch bei dir ist. Das ist ein neutraler Zustand. Der Person kann es dabei gut gehen oder nicht gut gehen.

Hingegen ist Einsamkeit ein subjektives Gefühl, bei dem die eigenen sozialen Beziehungen nicht den persönlichen Wünschen und Bedürfnissen entsprechen.

Im Umkehrschluss bedeutet die, dass selbst wenn Du in einer Gruppe befindest dich einsam fühlen kannst. Natürlich kannst Du alleine sein und dich einsam fühlen. Doch nur, weil Du alleine bist, bist du nicht einsam.

Wie wird Einsamkeit gemessen?

Um Einsamkeit systematisch erfassen und untersuchen zu können, bedarf es validierter Messinstrumente, die das subjektive Erleben der Betroffenen möglichst präzise abbilden. Da Einsamkeit ein subjektives Gefühl ist, wird es in der Regel über Fragebögen gemessen. Es gibt direkte und indirekte Messungen.

  • Direkt:
    • In der Regel wird nach der Häufigkeit oder Intensität gefragt.
    • Wie oft haben Sie sich in den letzten vier Wochen einsam gefühlt?
    • nie“, „selten“, „manchmal“ und „fast immer“.
    • Tabuthema führt dazu, dass tatsächliche Einsamkeitserfahrung nicht ehrlich berichtet wird.
  • Indirekte Messung:
    • Hierbei werden meist mehrere Fragen gestellt, die das Phänomen der Einsamkeit umschreiben, den Begriff selbst jedoch vermeiden.
    • Ich fühle mich oft im Stich gelassen“ und
    • „Es gibt genug Menschen, auf die ich mich absolut verlassen kann“

Ergebnis: Einsamkeit wird in der Forschung als ein kontinuierliches Merkmal verstanden wird. Menschen können unterschiedliche Ausprägungen zeigen. Es lässt sich nicht klar trennen in „einsam“ und „nicht einsam“.

Arten von Einsamkeit

Hier eine Übersicht von 15 Arten von Einsamkeit unterteil in 6 Clustern

1. Beziehungsmäßige & Emotionale Einsamkeit (Mangel an tiefen persönlichen Verbindungen)

  • Emotionale Einsamkeit: Fehlen einer engen Bezugsperson (z. B. Partner, beste Freunde)
  • Partnerschaftsbezogene Einsamkeit: Einsamkeit trotz einer Beziehung oder Ehe
  • Existenzielle Einsamkeit: Gefühl innerer Leere und Sinnsuche, oft philosophischer oder spiritueller Natur

2. Soziale & Gemeinschaftsbezogene Einsamkeit (Mangel an Gruppenzugehörigkeit und Interaktion)

  • Soziale Einsamkeit: Fehlen eines sozialen Netzwerks und einer Gruppenanbindung
  • Einsamkeit durch soziale Ausgrenzung: Ausschluss aus sozialen oder gemeinschaftlichen Gruppen
  • Kulturelle Einsamkeit: Gefühl der Isolation in einer fremden Kultur oder Gesellschaft

3. Situative & Übergangsbezogene Einsamkeit (Ausgelöst durch Lebensumstände)

  • Situative Einsamkeit: Einsamkeit, verursacht durch bestimmte Lebensumstände (z. B. Umzug, Jobwechsel)
  • Altersbedingte Einsamkeit: Einsamkeit im Alter durch den Verlust von Partnern und Freunden
  • Berufliche Einsamkeit: Mangel an sozialer Interaktion oder Zugehörigkeit am Arbeitsplatz

4. Psychologische & Wahrgenommene Einsamkeit (Subjektives Gefühl der Isolation, unabhängig von der sozialen Präsenz)

  • Chronische Einsamkeit: Langfristiges Gefühl der Isolation, unabhängig von sozialen Kontakten
  • Unfreiwillige Einsamkeit: Als belastend empfundene Einsamkeit
  • Mentale Einsamkeit: Isolation aufgrund psychischer Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen
  • Einsamkeit in der Menge: Gefühl der Isolation trotz physischer Anwesenheit unter Menschen

5. Selbstbestimmte & Gewählte Einsamkeit (Einsamkeit, beeinflusst durch persönliche Entscheidungen oder Vorlieben)

  • Selbstgewählte Einsamkeit: Bewusste Entscheidung, sich zurückzuziehen und allein zu sein

6. Digitale & Moderne Einsamkeit (Beeinflusst durch Technologie und gesellschaftliche Trends)

  • Digitale Einsamkeit:Trotz vieler Online-Interaktionen fehlt eine tiefere soziale Verbindung

Wie wir sehen gibt es verschiedene Arten von Einsamkeit. Ebenso kann sich die Intensität von empfundener Einsamkeit je nach Mensch und Lebensumständen unterscheiden.

Fazit: Einsamkeit ist ein gesellschaftliches Thema

Einsamkeit ist weit mehr als nur das schlichte Alleinsein. Sie ist ein subjektives Gefühl der sozialen Leere, das unabhängig von der tatsächlichen Anzahl an Kontakten entsteht – und sie kann tiefgreifende Auswirkungen auf unser psychisches und physisches Wohlbefinden haben. Ob emotionale Einsamkeit, soziale Vereinsamung oder existenzielle Isolation: Die verschiedenen Formen zeigen, wie individuell und vielschichtig dieses Thema ist.

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Herzlich
Gerrit


Gerrit Dokter ist Experte für Einsamkeitslösungen, IRL-Communities und soziale Innovation. Ansäßig in München entwickelt er wirkungsvolle Strategien gegen Einsamkeit – speziell für die Generationen Z und Y. Als Social Entrepreneurs, Berater und Speaker verbindet er wissenschaftliche Erkenntnisse mit praktischen Lösungen, die echte zwischenmenschliche Nähe fördern. Wenn er nicht gerade die Zukunft von Freundschaften erforscht, teilt er sein Wissen über soziale Verbundenheit, kuratiert transformative IRL-Erlebnisse oder tüftelt an Projekten, die Menschen nachhaltig zusammenbringen.

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