Eversports Friends Connection im Check: Community oder digitaler Käfig?

Wer heute ein Studio betreibt, egal ob Pilates, Yoga oder Fitness, weiß: Ohne Community läuft nichts. Menschen bleiben nicht wegen Rabatten oder Ausstattung, sondern wegen Zugehörigkeit. Genau das will Eversports mit seinem neuen „Friends Connections” Feature stärken. Eine smarte Idee: Freund:innen sehen, wer sich für welche Kurse anmeldet und buchen direkt mit.

Aber bei aller Euphorie über neue Features stellt sich eine größere Frage: Bauen wir hier wirklich Community oder nur neue digitale Zäune?

Denn was als Innovation daherkommt, hat einen Haken: Es funktioniert nur innerhalb der App. Echte Freundschaften, die außerhalb des Eversports-Kosmos leben, bleiben außen vor. Und das ist kein Einzelfall, sondern ein Symptom eines größeren Problems.

In diesem Kommentar zeige ich auf:

  • Warum das Feature auf halbem Weg stehen bleibt,
  • Wo die wahre Innovation im Community-Building liegt
  • Und warum es einen übergreifenden Anbieter braucht, der verbindet und nicht ausschließt.

Ausgangslage und Problemstellung

Die Veröffentlichung von Eversports zeigt ein zentrales Problem vieler Studios auf: die Schwierigkeit, eine Community zu finden, zu halten und auszubauen. Der Kundenstamm ist das eine, doch eine echte Community ist etwas ganz anderes. Diese Herausforderung betrifft nicht nur den Spaßfaktor, sondern auch den wirtschaftlichen Erfolg von Studios. Die Einsamkeit in Gruppenangeboten oder das Ausbleiben von Wiederkehr-Buchungen wird implizit als Risiko verstanden.

Die Notwendigkeit für eine Lösung

Eversports positioniert sich als Helfer mit einem klaren Ziel: mehr Buchungen durch Community-Building. Die Lösung basiert auf einem Trend, den viele Plattformen gerade versuchen zu nutzen: soziale Verbindung als Produktivitäts- und Bindungshebel. Denn klassische Gruppenkurse sind tot, stattdessen sind Community-Workouts die Zukunft, so meine Meinung.

Das Feature: Friends Connections

Bild: Eversports Friends Connections

Das neue Feature in der Eversports App ermöglicht es Nutzer:innen, Freund:innen hinzuzufügen und zu sehen, wer sich für welche Kurse anmeldet. Das bringt zwei Effekte:

  • Niederschwellige Verbindlichkeit & Motivation durch soziale Einbettung.
  • Community-Effekt: Freundesgruppen bilden sich rund um bestimmte Aktivitäten.

Die Gamification-Idee über Challenges (z.B. 30x in 40 Tagen) ist ein spannender Impuls, der jedoch im Artikel nur am Rande auftaucht.

Kritik: Burggräben und Ausschluss

Als Experte rundum digitale und hybride Lösungen zur Vernetzung von Gen Z und Millenials, sehe ich hier als User zwei Punkte kritisch.

1. Plattform-Abhängigkeit

Das Friends Feature funktioniert nur innerhalb der App. Wer Eversports nicht nutzt, bleibt außen vor, auch wenn er/sie ein realer Freund ist. Damit wird soziale Nähe an die App-Nutzung gekoppelt, was in der Realität nicht nur limitiert, sondern Freundeskreise fragmentiert.

2. Walled Garden statt Ökosystem

Die App baut einen „Walled Garden“: Eine Community innerhalb des Eversports-Universums, aber ohne Schnittstellen zu anderen Plattformen oder Offline-Räumen. Wer nicht Teil dieser Infrastruktur ist, existiert digital nicht, eine klare Barriere für die Teilhabe.

Innovations-Potenzial

Innovation ≠ neue Features allein. Wahre Innovation wäre:

  • Plattformübergreifendes Community-Building, das reale Freundschaften nicht künstlich beschneidet.
  • Offline und Online integrierte Community-Tools, z. B. personalisierte QR-Einladungen oder offene Treffpunkte für App-Externe.
  • Ein neutraler Layer, der nicht an eine Studioplattform gebunden ist: ein Anbieter, der nicht trennt, sondern verbindet.

Fazit zur Eversports Friends Connections

Eversports hat verstanden, dass Freundschaft und Zugehörigkeit entscheidende Business-Treiber sind. Das neue Friends Feature geht in die richtige Richtung, bleibt aber auf halbem Weg stehen. Es adressiert das Bedürfnis nach Gemeinschaft, löst jedoch das Problem nur innerhalb der eigenen App-Welt. Genau dadurch wird verhindert, was echte Communities eigentlich ausmacht: Offenheit, Zugänglichkeit und soziale Nähe, die nicht an eine Plattform gebunden ist.

Ich kenne dieses Dilemma aus eigener Erfahrung: Meine Freundeskreise sind über verschiedene Anbieter verstreut, was die gemeinsame Nutzung unnötig erschwert. Dass Eversports das Thema Freundschaft und sogar Einsamkeit für sich strategisch nutzt, ist nachvollziehbar. Dennoch sehe ich es kritisch: Denn langfristige Innovation entsteht nicht durch neue Funktionen im geschlossenen System, sondern durch übergreifende Lösungen, die Brücken schlagen.

Die Zukunft gehört nicht dem Anbieter mit den meisten Features, sondern dem, der Verbindungen jenseits von App-Grenzen möglich macht.